Für das Times Magazin war er einer der wichtigsten Menschen des letzten Jahrhunderts, ein Symbol für die westliche Raumfahrt. Andere hingegen sahen in ihm einen Kriegsverbrecher. Er gehörte zu den Pionieren der Raketenforscher und war zu Zeiten des 2. Weltkriegs leitender Ingenieur im Raketenforschungsgelände in Peenemünde. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete er erst für das amerikanische Militär und später für die NASA. Dort arbeitete er maßgeblich am Apollo Programm mit und entwickelte die Mondrakete Saturn V.
Wernher Magnus Maximilian von Braun wurde am 23. März 1912 in der Stadt Wirsitz in Posen geboren. Schon in jungen Jahren entwickelte er eine Leidenschaft für Raketen. Bereits mit siebzehn Jahren schrieb er eine Science-Fiction Geschichte mit dem Titel Lunetta. Aus seiner Schulzeit am französischen Gymnasium in Berlin ist bekannt, das er öfters den Physik und Mathematik Unterricht schwänzte, um zu Hause zu basteln. Einmal konstruierte er ein Raketenauto, indem er Feuerwerkskörper auf einen Bollerwagen montierte und sorgte dadurch für "Angst und Schrecken" in der Tiergartenallee.
Da ihm eine Nichtversetzung wegen schlechter Leistungen in Mathematik und Physik drohte, wurde Wernher von Braun mit 13 Jahren auf das Hermann-Lietz Internat in der Nähe von Weimar geschickt. Erst als er das Buch "Die Rakete zu den Planetenräumen" von Hermann Oberth aus dem Jahr 1923 bekam, für dessen dritten Ausgabe von 1960 er das Vorwort verfasste, und Schwierigkeiten hatte die vielen mathematischen Formeln zu verstehen, entwickelte er den Ehrgeiz seine mathematischen Leistungen zu verbessern.
Später verfasste er einige Manuskripte und agierte als Teamleiter beim Bau eines kleinen Observatoriums. Im Jahr 1930 wurde er Mitglied im 1927 gegründeten Verein für Raumschifffahrt. Ab 1930 arbeitete der junge Wernher von Braun auf dem "Raketenflugplatz Berlin", wo er und einige andere Enthusiasten erste Versuche mit Flüssigkeitsraketenmotoren machten.
1930 begann Wernher von Braun ein Studium an der Technischen Hochschule in Berlin, das er 1932 mit dem Magister abschloss. Des Weiteren begann 1932 das deutsche Heeres-Waffen-Amt die Entwicklung von Raketen zu fördern, da eine Lücke im Versailler Vertrag die Entwicklung neuer Waffensysteme nicht verboten hat.
1934 promovierte er an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin mit der Arbeit über „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsrakete“.
Am 1. Dezember 1938 trat von Braun der NSDAP bei und wurde am 1. Mai 1940 Mitglied der SS (Schutzstaffel), wo er vom Untersturmführer bis zum Sturmbannführer im Juni 1943 aufstieg. Es ist historisch belegt, das Wernher von Braun auch wenigstens einmal deren Uniform getragen hat.
Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs war Wernher von Braun leitender Ingenieur in Peenemünde. Dort wurden die verschiedenen Aggregate entwickelt, mit der in Serienproduktion gefertigten V2 (Aggregat 4). Am 7. Juli 1943 präsentierte er Adolf Hitler einen Farbfilm über den Start einer V2 worauf dieser ganz begeistert regierte und Wernher von Braun kurze Zeit später mit 31 Jahren zum Professor ernannte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete von Braun für das amerikanische Militär. Erst arbeitete er in White Sands an Verbesserungen der V2 und später an völlig neuen Raketenkonzepten. So war er verantwortlich für die Entwicklung der Redstone Rakete, die beim Mercury Projekt benutzt wurde. Des Weiteren entstanden unter seiner Leitung die verschiedenen Versionen der Jupiter und Saturn Raketen, mit der Mondrakete Saturn V.
Durch mehrere Fernsehauftritte und Beiträge in verschiedenen Zeitschriften, u.a. für Walt Disney und das Collier's Magazine, wurde von Braun in den USA zu einer berühmten Persönlichkeit.
Am 4. Oktober 1957 wurde die Ära der Raumfahrt eingeleitet, denn am diesen Tag wurde der erste Satellit mit dem Namen Sputnik in den Erdorbit gebracht. Da Sputnik ein sowjetischer Satellit war, löste dieses Ereignis in den USA große Besorgnis aus. Mit Sputnik II setzte die Sowjetunion am 3. November 1957 noch einen drauf, zumal diesmal auch eine Hündin mit dem Namen Laika an Bord war. Dieses Ereignis löste in den USA den "Sputnik Schock" aus.
Im 31. Januar 1958 konterten die USA mit dem Explorer Satelliten, der mit einer Jupiter-C Trägerrakete in einen Orbit befördert wurde, und Wernher von Braun wurde nun als Held und Retter gefeiert. Der Explorer Satellit war auch wissenschaftlich bedeutend, da dieser mit seinem Geiger Zähler den Van-Allen Strahlungsgürtel entdeckte.
Am 1. Juli 1960 wurde die militärische Versuchsanstalt ABMA zum Marshall Space Flight Center der NASA und Wernher von Braun wurden dessen Direktor. Und wurde im Jahr 1961 sogar "zum sympathischsten Chef des Jahres" gekürt. [1]
Nach der Mondlandung 1969 kippte die Stimmung in den USA und die NASA musste einige Einschnitte im Budget hinnehmen. Ab dem 1. März 1970 hatte Wernher von Braun den Posten des Planungsdirektors inne. Obwohl seine Großprojekte wie eine bemannte Raumstation im Erdorbit nicht mehr realisiert wurden. Nach einigen heftigen Konflikten verließ Wernher von Braun die NASA und wurde am 1. Juli 1972 Vizepräsident der Firma Fairchild Ind - was den Börsenkurs der Firma beflügelte. [2]
Diese Tätigkeit konnte von Braun aber nur kurz ausüben, da man 1973 bei einer Routineuntersuchung Krebs bei ihm feststellte. Ferner wurde von Braun im Jahr 1975 in den Aufsichtsrat von Daimler-Benz gewählt und sah Verbesserungspotenzial bei den Themen "Energieverbrauch und Umweltbelastung". Außerdem bezeichnete er Wasserstoff als "idealen Treibstoff", "der nicht schädliche Abgase, sondern reinen Wasserdampf als Auspuff abgibt". [3]
Er starb am 16. Juni 1977 im Alter von 65 Jahren.
Zitate von Wernher von Braun:
"Bei der Eroberung des Weltraums sind zwei Probleme zu lösen: die Schwerkraft und der Papierkrieg. Mit der Schwerkraft wären wir fertig geworden."
"Am Ende der Großraketenentwicklung wird das bemannte Weltraumschiff stehen, das der Rakete ihr ureigenstes Feld, den freien Weltraum, erschliessen wird. Ich bin heute, nach fast 20jähriger Arbeit auf dem Raketengebiet davon überzeugt, daß die Reise zum Mond und zu den Planeten Wirklichkeit werden wird." [4]
"Die Tatsache, wer als erster dort landet, wird auf der Erde nicht unbeachtet bleiben. Der Stand der Wissenschaften und das technische Können der beiden Staaten werden viele Jahre, ja vielleicht über Generationen hinaus daran gemessen werden. Wer erinnert sich schließlich noch an den zweiten Mann, der den Atlantik überflog?" [5]
"Ja, militärische Aspekte spielen eine Rolle. Der Weltraum ist -- wie Luft, Wasser oder Land -- eine strategische Dimension. Und auch in dieser Dimension lassen sich militärische Operationen ausführen. Ich würde aber sagen, daß der Verteidigungsaspekt keineswegs das entscheidende Motiv ist. Die friedliche Nutzung des Weltraums für wissenschaftliche und wirtschaftliche Zwecke dürfte sich als weitaus bedeutender erweisen." [5]
"Ja, dazu kann ich sagen, ich bin auch very pollution minded. Ich finde, die Leute haben völlig recht, und es wird allerhöchste Zeit, daß wir sagen, wir dürfen nicht unbeschränkt und ohne Rücksicht auf Verluste unsere Umwelt vergiften, wir müssen uns auch daran gewöhnen, einen etwas höheren Preis für die Güter zu bezahlen, ohne die wir angeblich nicht leben können." [6]
Zitate über Wernher von Braun:
"Kein anderer besaß das technische Fachwissen, den leidenschaftlichen Optimismus, die große Erfahrung und die unwahrscheinliche Fähigkeit, ein Programm dieses Umfanges zu organisieren."
so der Raketentechniker Rolf Engel, ein enger Mitarbeiter von Brauns in Huntsville. [1]
"Einen der wenigen Ingenieure mit Charisma"
so die New York Times. [1]
"Wenn Wernher von Braun über sein Satellitenprojekt spricht leuchten seine blauen Augen wie die eines teutonischen Zauberers aus der Edda. Aber von seinen Lippen kommen die kühlen Ausdrücke moderner technologischer Prophetie. Er spricht eindringlich mit einer nur leisen Spur von deutschem Akzent, und er macht auf deutsche und amerikanische Militär-Experten einen tiefen Eindruck. Er kann eine Zuhörerschaft begeistern, seien es nun Ingenieure, Kinder oder theoretische Physiker."
schrieb der amerikanische Raketen-Publizist J. N. Leonard. [7]
Anmerkung: Mehr zu diesem Thema erfahren sie in meinem Buch "Space - Die Zukunft liegt im All" (2019), im Kapitel "Pioniere der Raumfahrt".
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