Die Pyramiden von Gizeh gehören zu den beeindruckendsten Bauwerken der Menschheitsgeschichte und sind etwa 4500 Jahre alt. Sie stammen aus einer Epoche, in der in Ägypten gerade die 4. Dynastie angebrochen war und noch heute sind nicht alle Rätsel um sie gelöst.
Die größere der drei Pyramiden wurde von Cheops (ägyptisch Khufu) erbaut und zählt zu den 7 Weltwundern der Antike und ist das einzige Bauwerk davon, das auch noch heute bewundert werden kann. Mit einer Höhe von 146,60 m (heute etwas weniger, da sie eine goldene Spitze gehabt haben soll, die heute genauso wie die weiße Kalksteinummantelung fehlt), einem Steigungswinkel von 51° und einem Umfang von 921 m ist die Pyramide wahrlich ein Symbol für die Ewigkeit. Sie war auch die erste der drei Pyramiden vom Gizeh Plateau die gebaut wurde.
Die mittlere, und optisch gesehen die größte Pyramide, wurde auf einem höher gelegenen Plateau errichtet und ist in Wirklichkeit etwa 10 m kleiner als die Cheops-Pyramide. Sie wurde zu Ehren Chephren, dem Sohn Cheops und Vater von Mykerinos, dem dritten Pyramidenbauer, errichtet.
Grabkammern ohne Mumien
Für die meisten Ägyptologen ist eindeutig, das die Pyramiden als Grabkammer konzipiert wurden, doch ist dies wirklich so? Denn ein entscheidendes Kriterium der Gegner dieser Theorie ist, das in den großen Pyramiden kein Pharao bestattet wurde, es wurde zwar eine Mumie in der Mykerinos Pyramide gefunden, doch diese stammte aus späterer Zeit. Einige wenige Ägyptologen vertreten deshalb die Meinung, dass die großen Pyramiden der Vereinigung des Landes gedient haben. Auch wenn es noch nicht endgültig geklärt ist, welchen Zweck letztendlich die Pyramiden gedient haben, lässt sich eines mit Sicherheit ausschließen, nämlich das es sich hier um die Kornkammern Josephs handelt, für die sie jahrhundertelang im Abendland gehalten wurden.
Die Gräber der Pyramidenerbauer
Man fand auf dem Gizeh-Plateau auch Gräber von den Pyramidenerbauer. Dabei half der Zufall mit, denn 1990 stolperte ein Tourist über eine Mauer, die Teil der Grabanlage war. Hierbei handelte es sich keinesfalls um Sklaven, wie schon Herodot vermutete (und durch Hollywood verbreitet wurde), sondern die Grabbeigaben zeigen, das es sich um einfache Ägypter gehandelt hat. Diese Grabbeigaben bestanden aus Gefäßen, welche mit Bier und Brot befüllt waren. Die Skelette, die Spuren der harten Arbeit zeigen, wurden gemäß ägyptischen Glauben mit dem Kopf nach Westen und den Füßen nach Osten zeigend bestattet. Diese stammen aus der Zeit 2575 und 2467 v. Chr. und wurden in etwa 3 m tiefe entdeckt. [1] [2]
Baumaterialien
Ein reiches Vorkommen und die verhältnismäßig leichte Zugänglichkeit von verschiedenen Gesteinsarten haben die altägyptische Zivilisation stark geprägt. Das gilt vor allem für den Kalkstein, dessen Vorkommen hier deswegen so groß ist, weil Ägypten in tiefer geologischer Vorzeit eine Bucht des Kreidemeers war.
Die alten Ägypter nannten den Kalkstein "weißen Stein" und nutzten seine Vorzüge ausgiebig, besonders im Bauwesen und der Bildhauerei. Während des Pyramidenzeitalters war der Kalkstein das grundlegende Baumaterial. Erst zu Beginn des Neuen Reiches, gaben die Baumeister mehr und mehr dem Sandstein den Vorzug, insbesondere in den südlichen Landesteilen.
Dabei kam auch weniger hochwertiger Kalkstein zum Einsatz. So wurde er zum Bau der inneren Mauerteile, beziehungsweise des inneren Kerns der Pyramide benutzt. Für den äußeren Mantel hingegen verwendete man feinkörnigen weißen Kalkstein, der jedoch am westlichen Nilufer in der Gegend nicht vorkam.
Der französische Gelehrte Georges Goyon (1905 - 1996) nahm an, dass der Materialtransport für den Pyramidenbau ganzjährig durchgeführt wurde und die alten Ägypter dafür einen künstlichen Wasserweg verwendeten. Dieser Kanal, der vielleicht bereits während der 1. Dynastie angelegt wurde, zweigt in Oberägypten vom Nil ab, läuft etwa zweihundertzwanzig Kilometern parallel zu ihm und wendet sich dann nach Westen in die Oase Fajjum. Er mündet schließlich bei Alexandria ins Mittelmeer. Goyon gelang es archäologische Überbleibsel von Häfen am Kanal zu finden, die zum Bau der Pyramidenbezirke des Chafre und Menkaure in Gizeh sowie Unas und Pepi II in Sakkara angelegt worden waren.
Über Wasser wurde jedoch nur der kleinere Teil des für den Bau der Pyramidenanlagen benötigten Materials transportiert. Der größere Teil stammt aus Steinbrüchen nahe der Baustelle. Es gibt sogar die Theorie, dass das Vorkommen einer ausreichenden Menge leicht zugänglichen Kalksteins eines der Hauptkriterien für die Standortwahl beim Pyramidenbau gewesen ist. Die lokale Kalksteinförderung und der Transport zur Baustelle können aufgrund archäologischer Belege rekonstruiert werden.
Werkzeuge
Bei der Arbeit verwendeten die Arbeiter kupferne Spitzhacken und Meißel sowie Keulen aus harten Gesteinsarten, vor allem aus Granit und Dolerit.
Rampen oder Hebevorrichtungen
Herodot (ca. 480 - 420 v. Chr.) spricht in seinen Aufzeichnungen von Hebevorrichtungen aus Holz, wohingegen Diodor von Sizilien (ca. 90 - 30 v. Chr.) von Rampen spricht, da Kräne zu dieser Zeit wohl noch nicht erfunden waren.
Die meisten Überlegungen knüpfen heute aber an Dioders Schilderungen des Pyramidenbaus mit Hilfe von schiefen Ebenen an. Diese Ansicht wird in einem gewissen Maße auch von archäologischen Funden, der Überreste von Rampen unterstützt. Solche Wege wurden z.B. in Meidum, Daschur, Abu Ghurab oder Abusir entdeckt.
Hohlräume
Mitte der 80er Jahre wurde bei französisch - ägyptischen Forschungen an der Großen Pyramide mit Ultraschall und Computertechnik festgestellt, das große Hohlräume in der Großen Pyramide existieren, die mit Sand gefüllt sind. Beim Bau wurde offensichtlich die Kammermethode angewendet, die die Arbeit erheblich beschleunigte, vereinfachte und verbilligte. Alle komplizierten Berechnungen und Schätzungen, aus wie viel Millionen Steinblöcken die Große Pyramide besteht und die daran verknüpfenden Spekulationen sind angesichts dieser Forschungen also im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut. [3]
Kammern
In der Großen Pyramide des Cheops gibt es drei (eigentlich vier) Kammern, aber die vierte Kammer befindet sich unterhalb der eigentlichen Pyramide im natürlichen Felsgestein und wurde nie fertig gestellt. Eine Kammer bekam den archäologisch nicht beweisbar gewählten Namen Königinnen-Kammer, man vermutete früher lediglich, das dieser Raum der Hauptgättin des Königs dienen sollte. Außerdem gibt es noch die Kammer des Pharaos, in der die Überreste, eines steinernen Sarkophags, gefunden wurden und die Große Galerie, bei der es sich um ein archetektonisches Meisterwerk handelt.
Der Zugang zur Cheops Pyramide, den auch noch heute die Touristen benutzen, wurde auf Anweisung des Kalifen Abd Allah al-Ma'mum um das Jahr 800 errichtet. Dazu wurden tonnenschwere Granitblöcke entfernt.
Pyramidentexte
Die Kammern aller drei Pyramiden sind vollkommen ohne Innenschriften, was untypisch für die alten Ägypter ist, des Weiteren existieren auch keine Baupläne oder andere Aufzeichnungen. Erst in den Pyramiden der 5. Dynastie fand der französische Ägyptologe Gaston Masepero (1846 - 1916), in den Jahren 1880 und 1881, die so genannten Pyramidentexte in den Pyramiden von Unas, Teti und Pepi II.
Diese Texte stellen die älteste Sammlung altägyptischer religiöser Inschriften dar und weitere Pyramidentexte kamen in den Gräbern einiger Königinnen zum Vorschein.
Jedoch fand man in der Cheops Pyramide in den Entlastungskammern über der Grabkammer Innenschriften der Arbeiter, die heute mit allerlei Graffiti aus dem 19. Jahrhundert verunstaltet sind.
Gantenbrink Schacht
Im März 1993 stand der deutsche Ingenieur Rudolf Gantenbrink im Fokus der Öffentlichkeit, als er einen kleinen ferngesteuerten Roboter mit dem Namen UPUAUT 2 den schmalen südlichen Schacht (20 cm) in der so genannten Königinnenkammer hinaufschickte. Nach ungefähr 65 m filmte der Roboter einen Steinverschluss, um den sich viele Spekulationen rankten. War dahinter vielleicht eine bislang unentdeckte Kammer?
Erst im September 2002 schickte ein Team, das von dem US-Fernsehsender National Geographic gesponsert wurde, erneut einen Roboter den Schacht hinauf um ein kleines Loch in den Verschlussstein zu bohren, dabei wurde leider nur ein weiterer Verschlussstein entdeckt.
[3] Verner, Miroslav: Die Pyramiden, (1998) S.100
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