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AutorenbildSven Piper

Der Untergang der Sumerer

Aktualisiert: 14. Sept. 2019


Der Untergang der alten Sumerer ist eng mit den Namen eines Mannes verknüpft, Sargon von Akkad. Dies wurde dadurch begünstigt, das die einzelnen sumerischen Fürstentümer es nicht verstanden haben sich zu einem Nationalstaat zusammenzuschließen, schlimmer noch, durch Rivalitäten untereinander und durch die verschiedenen obersten Stadtgötter, kam es zu vereinzelten militärischen Auseinandersetzungen.


Außerdem herrschten innenpolitische Spannungen, die den Zusammenbruch dieser beeindruckenden Zivilisation begünstigten. So kam es, wie später im Neuen Reich der Ägypter, zu einer starken Rivalität zwischen Priestern und Königen. Doch schaukelte sich hier die Rivalität auf Kosten der einfachen Bevölkerung auf eine groteske Ebene hoch. Beiden Seiten ging es nur noch um die Steigerung ihrer Macht und Besitztümer. Ursprung dieses Konflikts war Lagasch.


Hinzu kam, dass eine semitische Volksgruppe, die Akkader, sich nördlich von Sumer entlang des Euphrats und Tigris ansiedelten. Die Akkader übernahmen sehr schnell die Kultur, Religion und Schrift der fortschrittlicheren Sumerer, doch im Jahre 2371 v. Chr. entriss Sargon der I den Thron von Kish und eroberte schließlich alle Stadtstaaten der Akkader. Anschließend wandte er sich mit seinem Heer nach Süden und eroberte alle Fürstentümer der Sumerer, die es nicht schafften, sich in einem Verteidigungspakt zusammenzuschließen.


Doch wer war dieser Sargon der I, seine Geschichte ist sehr beeindruckend, denn er gründete das erste Großreich der Weltgeschichte. Sargon von Akkad, wie ihn die Geschichtsschreiber später nennen, wurde von einer Priesterin der Inanna (in Akkad unter dem Namen Ischtar bekannt), die eigentlich zur Kinderlosigkeit verpflichtet war, in Azupiranu geboren und das, obwohl in sumerischen Tempeln empfängnisverhütende Kräuter und auch die Praktiken der Abtreibung bekannt waren. Über seinen leiblichen Vater ist nichts bekannt und da die Mutter das Kind nicht behalten konnte, setzte sie in einem geflochtenen Körbchen am Euphrat aus. Der Gärtner Laipu fand das Kind und nahm sich seiner an.


"Sargon, der mächtige König, der König von Akkad, bin ich. Meine Mutter war eine Gottesherrin, meinen Vater kannte ich nicht, der Bruder meines Vaters wohnte im Gebirge. ... Es empfing mich die Mutter, die Gottesherrin, im geheimen gebar sie mich, setzte mich in ein Kästchen aus Schilf, mit Erdpech verschloss sie meine Tür, übergab mich dem Flusse. Ohne über mich hinwegzugehen, hob mich der Fluß empor, zu Akki, dem Bewässerer, brachte er mich. Akki, der Bewässerer, holte mich herauf. Akki nahm mich als Sohn an und zog mich groß. Akki, der Bewässerer, machte mich zum Gärtner. Während ich Gärtner war, gewann mich Ischtar lieb, und ich übte die Königsherrschaft aus..." (Helmut Uhlig; Die Sumerer - Ein Volk am Anfang der Geschichte; S.251)


Als namenloser am Hofe eines Königs, der den eigenen Herrn stürzt und später auch dessen Herrscher und schließlich selbst König über ein gewaltiges Reich wird. Er siegte über Lugalzagesi und besiegte alle Städte, die nicht freiwillig ihre Tore öffneten. Doch dies war nicht unbedingt schlecht für die Bewohner, da überliefert ist, das seine Stadthalter weniger tyrannisch herrschten als die Vertreter Lugalzagesi und er verstand es auch die gewonnenen Gebiete zu sichern, indem er unter anderem eine freie Wirtschaft zu ließ und so viele Leute profitierten. Er besiegte aber nicht nur die sumerischen Stadtstaaten sondern drang im Süden bis zum heutigen Oman und im Westen bis ans Mittelmeer vor und unterwarf das heutige Libanon und im Osten herrschte er über Kleinasien.


Sargon herrschte 56 Jahre lang und nach seinem Tod zerfiel das Reich wieder. Da seine beiden Söhne, die nacheinander den Thron bestiegen und mit äußerster Brutalität vorgingen, bei zwei Palastrevolutionen gestürzt wurden. Was den Söhnen Sargons verwehrt blieb, gelang aber seinem Enkel Naramsin und das unter denkbar schlechten Bedingungen, denn zu Beginn seiner Herrschaft, gab es in fast jeder Stadt des Reiches Aufstände. So gelang es ihm nicht nur das Reich zu stabilisieren, indem er einzelnen Regionen Autonomie gewährte, wie es auch sein Großvater tat, sondern er dehnte es in 37 Regierungsjahren noch aus.


Nach dem Tod von Naramsin rebellierten die südlichen Städte wieder, insbesondere die Stadt Ur. Doch der neue König hatte andere Sorgen, so entwickelten sich die Gutäern aus den nur schwer zu kontrollierenden östlichen Berge zu einer ernsten Gefahr. Zunächst starteten sie eine Reihe von Überfällen auf Handelskarawanen und nur leicht befestigten Siedlungen. Ermuntert von ihren Erfolgen griffen sie auf das ganze Reich über und vernichteten die Hauptstadt Akkad vollständig (bis heute wurde diese Stadt nicht genau identifiziert, nach Helmut Uhlig könnte es sich um Tell ed-Der handeln). Die Nachfahren der sumerischen Stadtstaaten begrüßten zunächst die "Befreier", doch im Gegensatz zu den Akkadieren, die die sumerische Kultur pflegten, waren die Gutäer Barbaren und so verhielten sie sich auch. Es kam zu zahlreichen Übergriffen, Plünderungen, Tempelschändungen und Vergewaltigungen in den südlichen Städten. So kam es, wie es kommen musste, die südlichen mesopotamischen Städte setzten sich gegen die Barbaren zu Wehr und auf Königslisten tauchen eine Reihe von Herrschern auf, die den Thron in Uruk bestiegen. Später rühmte sich ein König von Uruk, den Gutäerkönig Tirigan geschlagen und die Gutäer aus Mesopotamien vertrieben zu haben. Der Name dieses Königs war Utuchengal und inzwischen war die sumerische Armee in modernen Kampftechniken geschult.


Doch die meisten Städte hatten in dem letzten Jahrhundert sehr gelitten und mussten erst wieder neu aufgebaut werden, einzige Ausnahme scheint Lagasch gewesen zu sein. Denn dieses Fürstentum bestand aus 17 größeren Städten, einer Vielzahl von kleineren Dörfern und Siedlungen und hatte etwa 216.000 Einwohner, da König Urbaba es geschafft hatte sich mit den Gutäern zu arrangieren. Sein Nachfolger König Gudea stieg friedlich zum Herrscher des südlichen Mesopotamien auf. Er strebte die Oberherrschaft über ganz Sumer an und es ging um den Wiederaufstieg der Sumerer. Durch Diplomatie und Handel hatte er es verstanden, selbst noch unter der Gutäer Herrschaft seinen Einfluss zu vergrößern. Doch es kam anders, nach der Befreiung Sumers durch Uthchgal von Uruk und den Nachfolgern Gudeas aus Lagasch konnte keiner der sumerischen Fürsten die Macht übernehmen. Stattdessen kam es zu einer Militärdiktatur, dessen Ausgangspunkt Ur war. So war ein Wiederaufstreben der alten sumerischen Kultur nicht möglich. Es entwickelte sich später zwar noch in Ur (Ur III) eine wohlhabende Gesellschaft mit Frieden und Rechtssicherheit, doch kam es wieder zu Rivalitäten und einer Verschwörung, des eigentlich für den 280 km langen Westwall zuständigen Offiziers Ischbierra. Diese schwächten das Land und so wurde die Stadt Ur von den Elamitern zerstört. Es war das Ende der Sumerer. Doch etwa 100 Jahre später stieg eine Stadt auf, die das sumerische Erbe antreten sollte, der Name dieser Stadt war Babylon.

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