Was in früheren Studien als leicht ungezogene elliptische Galaxie erschien, enthüllt in einem neuen Bild des Hubble Weltraumteleskop seine wilde Seite.
Die Hubble Bilder zeigen eine Schale aus Steren um einen hellen Quasar, bekannt als MC2 1635+119, welcher das Zentrum einer Galaxis dominiert. Die Schale deutet dabei auf einen gewaltigen Zusammenstoß mit einer anderen Galaxie in der Vergangenheit hin.
Die Kollision versorgte außerdem das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie mit Nahrung. Und dieser Zuwachs des Schwarzen Loches liefert auch die Energie für den Quasar. Die Beobachtungen unterstützen dabei den Gedanken, dass manche Quasare aus dieser Interaktion zwischen den Galaxien geboren werden.
„Diese Beobachtung liefert uns mehre Beweise dafür, dass Fusionen ausschlaggebend für die Entstehung von Quasaren sind“ sagt Gabiela Canalizo von der University of California. “Die meisten Quasare waren im frühen Universum aktiv, welches kleiner war, und deshalb Galaxiekollisionen häufiger vorkamen.“
„Astronomen haben lange Zeit nur darüber spekuliert, dass die Prozesse, die das Gas ins Schwarze Loch im Zentrum der Galaxis stürzen lassen, auch die Quasare antreiben. Dieser Quasar ist relativ nah, etwas über 2 Milliarden Lichtjahre entfernt, es ist ein großes Labor um weiter entfernte Quasare zu studieren.“
Vorherige Studien dieser Galaxis mit bodenbasierten Teleskopen zeigten nur eine normal aussehende elliptische Galaxie, die eine größere Population älterer Sterne enthält. Es benötigte die messerscharfen Augen von Hubble’s Advanced Camera for Surveys und die spektroskopische schärfe des W.M. Keck Observatorium aus Hawaii um die leuchtschwache, dünne Schale aufzudecken.
Die neuen Hubble Beobachtungen enthüllen fünf innere Schalen und mehrere Trümmerstücke, die sich vom Zentrum der Galaxis fortbewegen. Die Schalen, welche mit Sternen angehäuft sind, erinnern an kleine Wellen, die entstehen, wenn man einen Stein in einen Teich wirft. Sie entstanden als eine Galaxie, durch die Gezeitenkräfte, bei einer Galaxiekollision regelrecht in Fetzen gerissen wurde. Sterne der Galaxie wurden dabei in das Gravitationsfeld der elliptischen Galaxie gespült und kreierten so die äußerste Schale. Die weit entfernteste Schale ist dabei über 40.000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt.
„Diese ist die spektakulärste Schalengalaxie, die bei dieser Distanz gesehen wurde“ sagt Francois Schweizer vom Carnegie Observatorium in Pasadena, Kalifornien.
Durch Computersimulationen konnte der Zeitpunkt der katastrophalen Begegnung auf etwa 1,7 Milliarden Jahre datiert werden. Die Fusion selbst dauerte dabei einige hundert Millionen Jahre und sorgte für einen wahren Boom bei der Sternentstehung. Spektroskopische Daten vom Keck enthüllen dabei, das viele Sterne in dieser Galaxie 1,4 Milliarden Jahre alt sind, welches im Einklang steht mit der Schätzung der Galaxiekollision.
Die Schalensterne haben sich mit den Sternen der Galaxie vermischt, als diese auswärts wanderten.
„Dies könnte eine vorübergehende Phase sein, gewöhnlich für die meisten elliptischen Galaxien, die nur 100 Millionen bis zu einer Milliarde Jahre dauert“ so Canalizo. „So gesehen sagt uns diese Schale, dass sich die Begegnung in der kürzlichen Vergangenheit ereignete. Hubble ertappte die Schalen zum richtigen Zeitpunkt.“
„Die Schalenformationen und die gegenwärtige Quasaraktivität wurden durch die Interaktion zwischen zwei großen Galaxien oder zwischen einer großen und einer kleinen Galaxie ausgelöst“ erklärt Nicola Bennert von der University of California. „Wir brauchen eine hochauflösende spektroskopische Beobachtung eines Quasars in einer Wirtsgalaxie, um den Typ der Fusion zu bestimmen.“
Quelle: HubbleSite